Woher haben einige K.I.-Experten ihre Expertise?

Sprache ist in Syntax und Semantik unterteilt. Syntax ist die Form also Grammatik, Semantik ist Inhalt und Bedeutung. Wie viele Kerzen strahlen demnächst auf Ihrem Geburtstagskuchen? Oder sind Kerzen für Sie eher eine Weihnachtsangelegenheit? Oder ein Teil Ihres Kirchenbesuches? Ein Wort, so viele Assoziationsmöglichkeiten. Während ich als Asthmatikerin Aroma-Kerzen für gesundheitlich bedenklich halte, können manche Romantiker nicht genug davon kriegen. Die Bedeutung der Kerze ist vielfältig, sogar ohne Kontext. Koppeln Sie jetzt mal Kerze mit Sprungturm und Wasserbecken. Frage: Halten Sie sich bei Kerzen die Nase zu oder leben Sie volles Risiko? Rede ich jetzt vom bloßen Geruch, von enthaltenen Schadstoffen oder vom Sprung ins Wasser? Kennen Sie dieses Spiel, bei dem man eine grammatikalisch richtige Satzanordnung in einer Tabelle vorgibt? Artikel, Nomen, Verb, Artikel, Nomen. Der erste Mitspieler trägt einen Artikel ein, faltet das Blatt, um den Eintrag zu verdecken. Der Zweite trägt etwas in die Nomenspalte, faltet das Blatt wieder und übergibt es an den Dritten, der dann ein Tätigkeitswort einträgt, faltet… . Im Ergebnis hat man Freude an sinnentleerten Sätzen wie „Das Mathelehrer schlachtet ein Erdbeere“. Eine sprudelnde Quelle gewollten Bullshits. Stellen Sie sich nun ein Sprachprogramm vor, das auf Grammatik aufbauend arbeitet. Gar nicht mehr witzig, oder? Der Textgenerator GPT-3 erschafft laut angeblich Gedichte, journalistische Artikel, kann Programmiercodes schreiben, Text vervollständigen. Das erwähnenswerteste am GPT-3 ist, dass er mit einem obszön großen Datensatz trainiert wurde. Dennoch zeigt sich Frau Heesen von der Uni Tübingen unbeeindruckt vom Sprachprogramm, „das die Wahrscheinlichkeit berechnet, dass ein Wort auf das andere folgt“. Ein Professor aus Darmstadt dagegen widmete dem Textgenerator in seiner Kolumne in „Die Welt“ äußerst lobende Worte „Es ist in der Lage, Dramen in der Sprache Shakespeares zu verfassen, einfache Apps zu programmieren oder Spielewelten zu erschaffen. Man braucht nur einen Einstieg zu liefern, den Rest der Schreibarbeit erledigt die KI.“ Oha. Außerdem meint der Professor: “Vielleicht müssen wir uns daran gewöhnen, dass KI wie der Mensch, nicht immer ganz perfekt sein muss…”. Ähm, okay, aber ein Textgenerator auf Level Falt-Und Knick-Schreibspiel? Na gut, ein bisschen besser arbeitet der GPT-3 natürlich schon. Nun bin ich kein Träger des Deutschen KI-Preises – den… ähem … „Die Welt“ vergab, ich habe keine Professur für Machine Learning inne und keine Fellowship der „European Association for Artificial Intelligence“, dennoch nagt an mir der Zweifel. Zur Sicherheit höre ich nochmal anderen Gelehrten zu. Prof. Dr. Schütze, Spezi für Computerlinguistik meint: “Auf den zweiten Blick merkt man, dass kein echtes Sprachverständnis da ist.“ Professorin Zariess aus Jena sieht die Sache ähnlich.“Wer sich etwa diese authentisch wirkenden Kurzgeschichten genauer anschaut, merkt, dass hinter der Fassade oft kein wirklicher Sinn steckt. … Wenn also GPT-3 plötzlich Programmiersprachen zu beherrschen scheint, liegt das schlicht daran, dass es in seinen Trainingstexten eben auch einen Code gesehen und dessen Muster gespeichert hat.“ Was für Codes schreibt denn bitte ein Programm, das Sinn und Zweck des Codes gar nicht erfasst? Zufallscodes? Versehentlich mit Selbstlöschaktion? Kann mir ein Coder das beantworten? Bislang habe ich nur ein Achselzucken auf die Frage bekommen. Daher neige ich in all meiner Laienhaftigkeit zu Skepsis, bei der Expertise von Professor „K.I.Preis“ und bei K.I.-Orden vergeben durch „Die Welt“. Und Sie?

Liebe Grüße #TheDatadiver